VW Golf R32
15. Juli 2008 | robins
VW Golf R32
Der wahre GTI-Schreck
Angehupt, angesprochen und manchmal sogar angehalten: Wer den Golf R32 (der Name spielt auf die wuchtigen 3,2 Liter Hubraum an) nicht nur als Sammlerstück in der Garage versteckt, der kann über mangelnde Aufmerksamkeit nicht klagen.
Ganz abgesehen von jenen aufgeregten GTI-Freaks, die überall ein vergleichendes Heizerl zwischen 4-Zylinder- und 6-Zylinder-Murl provozieren wollen. Da braucht man nicht nur einen kühlen Kopf im Direkt-Umgang mit dem stärksten Golf aller Zeiten. 14 PS mehr als der Vorgänger bietet die elitärste Version des Golf 5. Und elitär ist er nicht nur wegen der 250 PS, die dank 4-Motion-Allradantrieb höchst souverän (fast schon mit zu viel Leichtigkeit) auf die Straße gebracht werden, sondern auch, weil man in Österreich mit gerade einmal hundert verkauften Exemplaren rechnet.
VW Golf R32
Phantastisch ist das von VW entwickelte DSG-Doppelkupplungsgetriebe, wenn man es per Hand (entweder über die Wippen am Lenkrad oder über den Schaltknauf) bedient: Der nächste Gang ist ruckfrei und unglaublich schnell (bis auf den Ersten vom Leerlauf aus) eingelegt. Dem Automatik-Betrieb täte allerdings im Sinne des beabsichtigten Understatements ein Komfort-Modus ganz gut, da die Elektronik beim Gasgeben etwas zu übereifrig laut (und vor allem provokant) heulend hinunterschaltet.
Bei diesem stolzen Einstiegspreis würde man sich noble Kleinigkeiten wie elektrische Sitzverstellung inklusive erhoffen, die kostet allerdings extra. Ansonsten u. a. serienmäßig: Alarmanlage, gekühltes Handschuhfach, CD-Radio, Regensensor, Sportfahrwerk, Sportsitze vorn, 18-Zoll-Aluräder. Im Testfahrzeug u.a. extra: Ein (etwas träges) Navigationssystem um die 2000 Euro, CD-Wechsler (355 Euro), Parkhilfe (370 Euro) und Seitenairbags hinten (300 Euro). Ohne DSG-Getriebe kostet der R32 übrigens ab 33.520 Euro, mit DSG-Getriebe 35.525 Euro.
Offene Frage: Darf man nach der Gehaltserhöhung mit einem R32 als böser Stiefbruder eigentlich ungestraft zum GTI-Treffen?
Praxis im VW Golf R32 mit DSG (und 4-Motion-Allradantrieb)
Motor/Antrieb
Plus Kein Rauhbein, das beim Tritt auf’s Gas am Fahrwerk herumreißt, sondern ein kultivierter Raketenantrieb mit 6 kg/PS
Minus Man vermisst beim 6-Zylinder-Über-Golf ein wenig das Temperament
Komfort
Plus Der Innenraum passt wie ein Maß-Handschuh, sehr solide Verarbeitung, super Beinauflage auch hinten, im Fond separate Luftauslässe und Spot-Lichter, falls jemand während der Fahrt noch lesen will.
Fahrverhalten
Plus Hervorragendes Sportlenkrad, direkte Lenkung, großartiges Fahrwerk mit Allrad-Bonus in Kurven
Minus DSG-Getriebe im Automatik-Modus etwas zu aktiv; Lenkradübersetzung könnte kürzer sein
Platz/Variabilität
Plus Trotz aller technischer Raffinessen ist der R32 ein richtiger Golf. Ergo: Reichlich Platz für Erwachsene im Fond, große Ablagen in den Türen etc.
Minus Kofferraum wg. 4WD 75 l kleiner als sonst
Messwerte
Topspeed: 250 km/h; Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,2 Sekunden; Testverbrauch: 11,6 l/100 km; Neupreis (VW Golf R32 mit DSG-Getriebe, fünftürig): ab EUR 34.620
Daten ab Werk
Motor
6 Zylinder in V, 15 Grad, 3189 ccm, 184 kW/250 PS bei 6300/min, 320 Nm bei 2500/min, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen, Leichtmetall-Zylinderkopf, 7-fach gelagerte Kurbelwelle
Kraftübertragung
4WD (4Motion) mit Haldex-Kupplung, 6-Gang-DSG-Getriebe (Automatik)
Fahrgestell
selbsttragende Karosserie; vorne Federbeine und Dreiecksquerlenker; hinten Vierlenkerachse (Längs- und 2 Querlenker plus Spurstange), vorn und hinten Kurvenstabilisator, Schraubenfedern und Teleskopdämpfer
Fahrwerk
Vierrad-Scheibenbremsen, ABS und ESP; Handbremse auf Hinterräder; Zahnstangenlenkung mit Servo, Treibstofftank 60 Liter, Reifen 225/40 R 18, Felgen 7.5 J.
Abmessungen und Gewichte
Radstand 2580 mm, Länge 4245 mm, Breite 1760 mm, Höhe 1465 mm, 1550 kg 10,9 Meter Wendekreis
Verbrauch
auf 100 km (lt. Werk): städtisch 13,1, außerstädtisch 7,7, gesamt 9,7 Liter. ab 95 Oktan
(getestet von Tobias Micke)
26. August 2008 um 9:57 Uhr
Sehr interessanter Test. Die Meinung über das DSG teile ich allerdings nicht. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen und werde bei meinem nächsten Auto wieder auf ein Schaltgetriebe umsteigen.